Abschluss Shuttle Exkursion
Aktuelle Info vom 22. Juli 2011


Liebe Sternenfreunde,

endlich wieder vom Kennedy Space Center zurück, nach einem sehr langen, aber sehr erfolgreichen und zugleich auch traurigem Tag.

Gleich zu Beginn folgende Informationen:

„Tag der offenen Kuppel“ in der Sternwarte Riesa am 6.August 2011 ab 10 Uhr

Zur Space Shuttle Mission gibt es eine sehr umfangreiche Dokumentation mit vielen unserer Bilder und Fakten der NASA auf der Seite der Sternenfreunde Riesa unter

sternenfreunde-riesa.de/aktuelle-info/ . Dort befinden sich auch unsere Bilder vom Start der Atlantis, den Begegnungen mit den Astronauten und die Berichte der letzten Tage.

Ein Stück Geschichte wurde heute besiegelt. Mit der erfolgreichen und sicheren Landung des letzten bemannten Space Shuttles „Atlantis“ beendet die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA das Space Shuttle, eines der erfolgreichsten Raumfahrtprogramm der Menschheit. Nie wieder wird eine der noch verbliebenen Raumfähren mehr starten.Mit der STS 135 Mission geht die Ära der großen Shuttles nach 31 Jahren erfolgreich zu Ende. Tausende Experimente, neue Materialien, Mediakamente, wissenschaftliche Erkenntnisse, Technologien, hunderte unbemannte Satelliten und Sonden, das Hubble Teleskop, Raumsonde Galileo, ELDEF, Ulysses, Magellan und nicht zuletzt die internationale Raumstation ISS wären ohne diese Flotte von Raumschiffen nie Wirklichkeit geworden. Alle Erfolge, aber auch die fatalen Rückschläge der Challenger und Columbia haben gezeigt, was Raumfahrt zu leisten vermag und dass JEDE Mission und jeder Schritt in den Weltraum immer wieder eine neue Herausforderung in sich birgt und niemals Routine wird/ werden darf.

Für uns begann der Tag bereits um 3 Uhr in der Nacht mit dem Checken der Wetter- und Flugdaten, welche zu der Zeit mit exzellent zu bewerten waren. Danach ging es ins ca. 100km entfernte Titusville, wo wir am Ufer des Banana River zusammen mit tausenden Menschen, vielen Medienvertretern Stellung bezogen haben, um Zeuge der letzten Landung einer Raumfähre werden zu können. Das Wetter war perfekt und der Himmel sternenklar. Und dann kurz nach 05:52 Uhr Ortszeit Florida (11:52 MESZ) kündigte sich das Shuttle mit einem beeindruckenden lauten „Double Sonic Boom“, dem doppelten Überschallknall, welcher beim Flug des Orbiter durch die Atmosphäre beim Unterschreiten der Schallgeschwindigkeit kurz vor der Landung entsteht. Doppelt, weil jeweils der Bug und der Heckflügel kurz nacheinander die Schallmauer durchbrechen und dieser Doppelknall ist über hunderte Kilometer hörbar. Unerwartet laut schallte dieser Knall durch die noch dunklen Morgenstunden und schreckte neben den Beobachtern am Strand alle Vögel in den Büschen auf.

Und dann dauerte es nicht mehr lange, bis Atlantis auf der Landebahn ankommt. Die Suche am Nachthimmel beginnt, aber es ist sehr schwierig den schnellen Shuttle bei Dunkelheit am Himmel zu finden. Nur für ca 2 Sekunden konnten wir die Silhouette Shuttle vor der schwachen Dämmerung nur wenige Grad über dem Nordost – Horizont erkennen. Diese Zeit reichte leider nicht aus, noch ein Foto zu bekommen. Aber in unserer Umgebung gab es keinen, dem ein solches Foto gelungen ist. NASA Mitarbeiter erzählten uns später, dass es selbst erfahrenen Beobachtern nur sehr selten und nach Jahren gelingt, den Shuttle bei der Landung zu erwischen. Er ist einfach zu schnell und schwer zu finden am Himmel – und bei Dunkelheit fast aussichtslos. Dennoch haben wir den Double Sonic Boom auf Ton bannen können und WOW er ist fantastisch auf den Aufnahmen zu hören.

Doch das Rendevouz mit der „Atlantis“ nach dieser erfolgreichen Mission war noch nicht vergeben, denn im Kennedy Space Center wartete eine Verabredung mit uns. Mitarbeiter halfen uns an das Shuttle etwas näher heranzukommen, als dieses von der SLF (Shuttle Landing Facility) ans VAB transferiert wurde. Bevor der Shuttle in den Hangar Nr.2 zur Aufbereitung gebracht wird, muss erst noch der gesamte verbliebene giftige Treibstoff aus den Tanks der Steuerdüsen abgepumpt werden. Erst wenn dies beendet ist, kann der Shuttle ins Gebäude und verschwindet dann von der Bildfläche. Doch genau in diesem Wartemoment haben wir den letzten Space Shuttle aus dem All, die „Atlantis“ noch verabschieden dürfen und konnten atemberaubende eigene Aufnahmen aus unmittelbarer Nähe anfertigen. Das ist absolut selten, dass man den Shuttle so nah sehen kann und es war eben auch das allerletzte Mal, dass eine Chance dazu bestand. Die Sicherheit auf dem gesamten Gelände war auf höchster Stufe und deswegen gab es keine Chance die Crew noch einmal zu sehen, aber es ist verständlich, dass die Astronauten nach den Tagen im All auch erst einmal Erholung und eine Gewöhnungsphase an die Erde brauchen und somit kurz nach der Landung vor allem familiär und medizinisch versorgt werden müssen.

Doch die Begegnung mit der „Atlantis“ war ein Augenschmaus und wir waren total aufgeregt, dass wir das sehen konnten: ein echtes geflogenes Space Shuttle, noch frisch dampfend von der Rückkehr aus einer Mission im All. Dinge, die sonst nur im Film, oder in Büchern zu sehen sind, konnte man nun mit eigenen Augen sehen. Z.B. die Spuren der enormen Hitze und des Feuersturms beim Wiedereintritt am Orbiter. Auf den Bildern erkennt man eine dunkle Abgrenzung auf dem Rumpf, welche den Bug dunkler als die Regionen an den Tragflächen erscheinen lassen. Denn genau am Bug muss das Shuttle die meiste Hitze beim Wiedereintritt ertragen und die gesamte Raumfähre taucht in ein Flammenmeer aus heißem Gas ein und „brennt“ förmlich während sie zur Erde „stürzt“. Diese Spuren kann man am „frisch gelandeten“ Orbiter deutlich erkennen. Auch die Mitarbeiter und Fahrzeuge, die sich sofort um die technische Versorgung des Raumschiffs kümmern sind direkt zu sehen. Und nicht zu vergessen, speziell bei dieser letzten Landung, die tausenden VIP`s und Mitarbeiter, welche den Shuttle noch ein allerletztes Mal sehen möchten.

Tja, dass sind die traurigen Gefühle an diesem Tag, denn all diese faszinierenden und beeindruckenden Momente sind für immer vorbei, denn wann die bemannte Raumfahrt des Planeten Erde jemals wieder in der Lage sein wird bis zu 8 Astronauten und großte Ladungsteile zusammen in den Weltraum zu bringen, so wie es der Space Shuttle für über 30 Jahre leisten konnte, dass steht sprichwörtlich in den Sternen, denn ein Nachfolgeprogramm, wie damals beim Ende der Apollo – Mondlandungsära gibt es dieses Mal nicht. Viele Tausende NASA Mitarbeiter verlieren ihre Jobs und Visionen. Keiner weiß so recht, was nun passieren wird.

Für uns war diese Exkursion zur letzten Mission eines Space Shuttles ein voller Erfolg. Alles lief planmäßig und ohne Schwierigkeiten. Die Crew und der Shuttle Atlantis sind wohl behalten wieder zur Erde zurückgekommen und haben die letzte Shuttle Mission zu einem vollen Erfolg gemacht.

Das sind historische Momente, welche wir hier erleben durften. In den mittlerweile 3 Exkursionen zum Kennedy Space Center und der letzten Space Shuttle Missionen, duften wir von der Sternwarte Riesa sehr viele neue Eindrücke bekommen und vieles am Ort des Geschehens lernen. Diese Erfahrungen und Erlebnisse gehören zu den beeindruckensten Momenten in unseren Leben.

In der kommenden Zeit werden wir im Programm der Sternwarte Riesa immer mal wieder auf diesen Erfahrungsschatz zurückgreifen und die interessierte Öffentlichkeit teil haben lassen an den Eindrücken, welche wir erleben durften. Alle Reisen zum Kennedy Space Center haben die jeweiligen Teilnehmer zu 100% privat finanziert. Geplant sind nun viele Vorträge, Ausstellungen zum Space Shuttle und jederzeit Erlebnissberichte im Rahmen unseres regulären Angebotes.

Los geht es zum „Tag der offenen Kuppel“ am 6.August 2011 ab 10 Uhr bis open End. Es wird eine kleine Ausstellung zum 30-jährigen Jubiläum des Space Shuttles geben und natürlich werden viele der Materialien ausgestellt sein, u.a. viele originale Teile des US Space Shuttle Programms.

Für uns geht es morgen wieder zurück nach Deutschland und wir haben jede Menge Material von der NASA und der STS 135 Mission dabei, so dass alle daheim gebliebenen ebenfalls teil an diesem Kapitel der Raumfahrtgeschichte teilhaben können.

Bis zum Wochenende in Deutschland.

Die Riesaer in Florida



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