Sonnenaktivität und mögliches Polarlicht
Aktuelle Info vom 24. Januar 2012


Liebe Sternenfreunde,

das Jahr 2012 ist noch gar nicht so alt und schon machen vor allem die Medien heftig Gebrauch vom falsch interpretierten Maya Mythos 2012. Doch zum Glück haben die heimische Tagespresse und einige ausgewählte Medien seriöse Beiträge zu dem Thema geliefert, so dass wir gespannt und realistisch in die kommenden Wochen blicken können.

Gerade heute blicken viele Menschen wieder sorgendvoll in den Himmel, weil von stärksten Sonnenwinden und heftigen Eruptionen auf der Sonne zu hören ist.

ENTWARNUNG!!! Es ist alles „normal“ im Weltraumwetter, aber es bahnt sich ein wenig Aktivität an. Die Sonne durchlebt einen seit Jahrhunderten bekannten 11-jährigen Aktivitätszyklus, in welchem die Sonnenaktivität und das Auftreten beobachtbarer/ messbarer solarer Ereignisse periodisch fällt und steigt. Im Jahre 2012 befinden wir uns in der ansteigenden Phase der Sonnenaktivität, welche ganz normal in diesem Sonnenzyklus zu erwarten ist. Das bedeutet, dass es zur stetigen Zunahme von sehr großen und komplexen Fleckengruppen auf der Sonnenoberfläche kommen wird, was wir seit Monaten auf der Photosphäre verfolgen können. Auch die sog. Auswürfe = Protuberanzen nehmen an Stärke, Häufigkeit und Intensität zu und werden des Öfteren von der Sonne ins Weltall und somit auch in Richtung Erde geschleudert. So erst in den vergangenen Tagen, als ein sog. M 8,7 Flare aus der Sonnenfleckengruppe NOAA 11402 in Richtung Erde geschleudert wurde. Hierbei handelt es sich um einen der stärksten Fares der letzten 7 Jahre, was aber völlig normal ist, denn in den letzten 7 Jahren befand sich die Sonne im sog. Aktivitätsminimum, so dass derartige Aktivitäten nicht zu erwarten waren. Das bedeutet aber auch, dass dieser M 8,7 Flare nicht der stärkste Flare ist, den es gab. Die Sonne hat weitaus stärkere Eruptionen parat und bereits in den vergangenen Jahrtausenden zur Erde geschickt, als dieser der letzten Tage. Wenn wir in die X-Klasse der Flares gelangen, dann sind wir in der starken Aktivität der Sonne angelangt.

Doch was passiert nun? Tja, derzeit rüsten sich Sternengucker und Polarlichtjäger weltweit auf die kommende Nacht, denn die sog. Schockfront wird in den nächsten Stunden und der kommenden Nacht erwartet. Wenn diese Sonnenpartikel dann auf das Erdmagnetfeld treffen, so wird dieses sehr stark verformt und die Materie kann bis in die oberste Schicht der Atmosphäre in 400 – 100 km Höhe vordringen. Wenn das passiert, dann werden die Moleküle der Atmosphäre (hauptsächlich Sauerstoff und Stickstoff) durch die Energie des Sonnensturms zum Leuchten angeregt und werden Polarlicht erzeugen. Je nach Stärke, Dichte und vor allem Geschwindigkeit des Sonnensturms wird sich das Polarlicht von den Polargebieten bis hin in mittlere Breiten zeigen. Auch die Chance für Deutschland und Riesa stehen nicht schlecht, einen Blick auf Polarlicht zu bekommen, wenn denn die Wolkendecke einen Blick in Richtung Norden zulässt. Derzeit spricht man von Geschwindigkeiten von bis zu 1200 km/s. Manche Quellen haben höhere und niedrigere Werte, doch in jedem Fall sind dies gigantische Geschwindigkeit, wenn man mal irdische Bezüge dagegen stellt, wie z.B. die Schallgeschwindigkeit mit 333 METERN / Sekunde.

Die Sternenfreunde Riesa werden heute Nacht auch auf die Lauer gehen und hoffen auf gute Bedingungen. Einen festen Beobachtungspunkt wollen wir uns nicht setzen, da wir bei guter Aktivität auch mobil bleiben wollen, um das Ereignis mitverfolgen zu können. Doch wahrscheinlich werden wir beliebte Beobachtungsplätze, wie z.B. den Flugplatz Canitz aufsuchen, um nach der „Aurora Borealis“ Ausschau zu halten.

Einen Vortrag zu u.a. diesen Polarlichtern wird es zur „8.Riesaer Astronomiewoche“ vom 24.03. – 31.03.2012 in der Sternwarte Riesa geben, denn Polarlichter gehören seit über 10 Jahren zu einem speziellen Arbeitsfeld der Sternwarte Riesa. Ein Plan zur Astrowoche 2012 befindet sich im Anhang.

Bilder der vergangenen Polarlichtsichtungen des letzten Halbjahres 2011 befinden sich auf unserer Website unter Polarlichtbilder

Nun hoffen wir auf einen klaren Blick zum Himmel und werden auf Polarlichtjagd gehen.

Funkelnde Grüße von dem Riesaere Observatorium

Stefan Schwager

Leiter Sternwarte Riesa


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