Trichterwolke über Riesa
Aktuelle Info vom 14. Juli 2012


Liebe Sternen- und Wetterfreunde,

gestern war das Wettergeschehen über Riesa ein sehr spannender Krimi. In Vorbereitung auf die nächtliche Beobachtung der Jupiterbedeckung durch den Mond, bezogen die Sternenfreunde Riesa zusammen mit Gästen bereits am Samstagabend ihre Beobachterstellung auf der Riesaer Sternwarte. Und es waren beeindruckende Regengebiete und Wolken am Himmel zu beobachten.

Doch kurz vor 20 Uhr ereignete sich etwas Seltenes: Eine Trichterwolke, eine sog. Funnelcloud zeigte sich am unteren Ende einer eigentlich unscheinbar wirkenden Wolke. Diese Funnels sind kleine Wirbelstürme ohne Bodenkontakt und sind als Vorstufen möglicher Tornados bekannt. Allein in Deutschland gibt es jährlich mehrere Hundert solcher Erscheinungen, doch im Landkreis ist dem Wetterteam der Sternwarte Riesa bisher noch nie so eine deutliche und langlebige Funnel unter die Augen gekommen. Auffällig war bei diesem Trichter, dass er aus deutlichen Segmenten bestand: einem sehr schmalen, sich schnell bewegendem kleinen Rüssel und einem dicken Wolkentrichter direkt an der Unterseite der Wolke. Der kleine Wolkentrichter bewegte und veränderte sich über Minuten. Doch glücklicherweise schaffte es die Kraft des Windes nicht, in Bodenkontakt zu kommen und einen Tornado auszulösen. Deutlich (und auch auf den Bildern erkennbar) war, dass die von der Sonne beleuchtete Seite diesen Wirbel ausbildete, was an der entstehenden Dynamik der Luftschichten bei einwirkender Sonnenstrahlung begründet liegt. Es könnte ein Grund gewesen sein, der die Entstehung dieses Wirbels begünstigt haben könnte.

Doch schon 10 Minuten später war nichts mehr von dem Trichter zu sehen und die Wolke zog in südwestlicher Richtung an Riesa vorbei. Von der Sternwarte aus, sah man diese Wolkenformation in südwestlicher Richtung über der Baustelle der B169 und der Lebenshilfe Riesa. Es war keine bedrohliche Situation, aber dennoch ein signifikantes Merkmal, dass diese Wolken eben auch in der Heimat zu finden sind.

Kurze Zeit später zeigte sich in Horizontnähe noch ein kräftiger Regenbogen, der auch gleich mit aufs Bild gebannt wurde. Er war nur teilweise sichtbar, denn nur an einer weit entfernten Regenfront, schafften es die Sonnenstrahlen sich an den Regentropfen in Farben aufzutrennen.
Eine tolle Abendstimmung, welche auf eine spannende Beobachtungsnacht verwies.

Mit besten Grüßen aus der Sternwarte

Stefan Schwager

Leiter Sternwarte Riesa


 


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