Komet C/2014 Q2 Lovejoy

Liebe Kometenjäger und Sternenfreunde,

soeben habe ich einmal meine Bilder der letzten Nächte ausgewertet und eine kleine Auswahl davon zur Ansicht zusammengestellt. Vor 11 Jahren war übrigens der Komet C / 2002 T7 “Linear” sichtbar.

Warum sieht der Komet auf jedem Bild anders aus? Farbe, Form, Größe ….

Gerade die Nächte im Februar 2015 waren oft klar und zeigten sehr gute Beobachtungsbedingungen. Der Komet zeigte auf seiner Reise durchs Sonnensystem täglich neue Ansichten und vor allem die Länge und das Aussehen des Kometenschweifes veränderte sich nahezu täglich. Mal war er deutlich zu sehen, mal eher schwach, dann wieder lang gezogen, oder unsichtbar. Je nach Intensität der ausströmenden Gase vom Kometenkern, den Wetterbedingungen der Beobachtung und dem Grad der umgebenden Lichtverschmutzung vom Beobachtungsort erzeugen entsprechend unterschiedliche Bilder. Diese Aufnahmen sind alle von Riesa aus entstanden und wurden alle während der Belichtungszeit am Teleskop nachgeführt. Nur mit einem Stativ sind solche Aufnahmen nicht möglich, denn der Komet ist in Wirklichkeit ein winziges Objekt am Himmel, wenn man ihn mit bloßem Auge aufsuchen wöllte. Um Details, oder den Schweif zu sehen, bzw. zu fotografieren, muss man sehr stark vergrößern und durch die natürliche Drehbewegung des Himmels, muss man bei der Fotografie mit einer astronomischen Montierung die Erddrehung während des Fotos ausgleichen können. Eine wichtige Information: fast JEDER Komet sieht auf Fotos gelb – grünlich aus, was seiner chemischen Zusammensetzung geschuldet ist. Bei der Beobachtung in Natura sind alle monochrom zu sehen, also weiß – grau mit entsprechenden Schattierungen oder eventuellen Strukturen. . Toll ist, wenn der Komet an anderen Objekten, wie z.B. Sternhaufen, Galaxien oder Nebelns vorbeizieht. Lovejoy zog schon an den Plejaden, der Andromedagalaxie, offenen Sternhaufen und dem kleinen planetarischen Neben M76, dem “kleinen Hantelnebel” vorbei. Seltene Momemnte, welche oft nur wenige Stunden zu beobachten sind.

Auf vielen Bildern sieht der Komet viel “prachtvoller” aus – woran liegt der Unterschied?

Das Internet ist ja voll von Bildern, wovon die meisten jedoch digital sehr stark bearbeitet sind, so dass diese kaum noch dem realistischen Anblick in der Natur gleichen. Meine Herausforderung ist es, Bilder möglichst an den tatsächlichen Beobachtungen zu erstellen. Was der Moment beim Fotografieren hergibt, ist Grundlage des Bildergebnisses. Bis auf die Farbe, welche für das menschliche Auge auf Grund natürlicher Schwächen oft unsichtbar bleibt, zeigen die Bilder den möglichen Anblick mit bloßem Auge, Ferngläsern, oder kleinen Teleskopen. Dadurch erhält der Betrachter eine faire Chance, sich an den Bildern zu orientieren, wenn man auf die eigene Beobachtung an den Nachthimmel geht. Rein digital berechnete Bilder geben oft unnatürliche, wenn auch bezaubernde Eindrücke wieder. Aber auf diesen sieht man Dinge, welche mit dem Auge niemals sichtbar sein können.

Wie werden solche Fotos erstellt und was ist der Unterschied zu traditionellen Methoden?

Sterne und astronomische Objekte am Nachthimmel sind sehr lichtschwache Objekte, welche nicht mit einem einfachen “Klick” auf ein Bild gebannt werden können. Dazu gehört schon mehr fotografisches Können und ein wenig Ausrüstung dazu. Oft muss sekundenlang, minutenlang, ja sogar stundenlang “Licht gesammelt” werden, um diese schwachen Objekte sichtbar zu machen.

Komet C/2014 Q2 Lovejoy

Viele Bildautoren fertigen duzende, wenn nicht sogar hunderte Einzelaufnahmen von nur wenigen Sekunden Belichtungszeit und addieren diese später im Computer aufeinander. Auf den jeweiligen Einzelbildern ist oft kaum etwas sichtbar, erst die Masse an Daten bringt entsprechendes “Licht ins Dunkle”, so dass sich die schwachen Objekte allmählich abbilden können. Dadurch entstehen lange Belichtungszeiten, welche mit eigentlich wenig technischen Aufwand Langzeitbelichtungen mittels Computerprogramm ermöglichen.
Doch das Handwerk der Astrofotografie geht dabei verloren, denn die wirkliche Kunst ist es, einzige Langzeitbelichtungen fertigen zu können, welche am Himmel exakt nachgeführt werden müssen, damit es zu keinen fehlerhaften Abbildungen, oder verwackelten Aufnahmen kommt. Dazu benötigt man gewissermaßen die Perfektion des fotografischen Moments: Gutes Wetter, kein Wind, keine Erschütterungen, viel Geduld, gute Ausrichtung und Vorbereitung auf die fotografische Arbeit. Als man noch mit Filmmaterial Astrofotos machen musste, war dies absolute Bedingung, um überhaupt einen Stern abbilden zu können. Damals wie heute gehört die Astrofotografie in die Königsdisziplin der Fotografie. Heutzutage hilft allerdings der Computer und es ist möglich aus nichts sagenden Einzelbildern, fantastische Bilder zu generieren.

Hier entstehen Bilder, welche den Betrachter bei der eigenen Beobachtung in der nächtlichen Natur aber eher enttäuschen, denn mit den eigenen Augen sind solche Details oft nicht möglich und enttäuscht gehen die Interessierten wieder an den Computer und die digitale Welt zurück, statt sich in der Natur umzuschauen. Oft erleben wir diese “Enttäuschung” bei den Gästen, dass man im Teleskop eben nicht so viel erkennt, wie man vorher auf Bildern im Internet, oder Büchern gesehen hat. Hier sollte man dennoch froh über das sein, was einem die eigenen Augen doch alles zeigen können und zu welcher Leistung unsere Augen eigentlich fähig sind, wenn man diese entsprechend trainiert.
Durch Computer und Software ist die Astrofotografie heutzutage nahezu jedem möglich, doch wer Herausforderungen liebt, der nutzt die herkömmlichen Methoden. Vorteil dabei: Man spart sich die Zeit der stundenlangen Nachbearbeitung am Computer, denn das Bild entsteht im Moment des Fotos. Die digitalen Daten müssen dann nur noch unwesentlich “aufgehübscht” werden und ein paar wenige Ticks der Fotochips zu beseitigen (Farbstiche, Kontraste, Fehlpixel etc.).

Kann ich das im Teleskop sehen, was die Bilder abbilden und zeigen?

Wir in der Sternwarte Riesa wollen an der Natur der Dinge arbeiten und den Gästen keine Illusionen vor Augen halten, welche diese niemals am Himmel sehen könnten. Unsere Fotos sollen den interessierten Bürgern einen Anhaltspunkt geben, um selbst Beobachtungen führen zu können, oder sich einfach daran zu erfreuen. Eines sollte man allerdings nie vergessen: Bilder sind Bilder und ersetzen keine persönliche Erfahrung, welche nur durch eigenes Beobachten gegeben werden kann. Bilder zeigen auch nur Ausschnitte eines Ganzen Eindruckes und bieten nur ein Fenster in einen Teil der Realität. Durch Verwendung von teils hochwertigen optischen Instrumenten werden auch Bilder geschaffen, welche mehr zeigen, als mit dem Auge möglich ist. Dennoch bleibt das Ergebnis in einem gewissen Rahmen. Allein die Farbe ist für das menschliche Auge immer problematisch und bleibt dem Beobachter verschlossen. Am Teleskop sieht man alles nur im weißen Licht, also weiße Nebel, Wolken, Fetzen oder Strukturen. Die Fotomaterialien können aber das gesamte Spektrum je nach Empfindlichkeit besser abbilden und ermöglichen neue Erkenntnisse über die Objekte.

Wann kann man den Kometen noch einmal beobachten? Gibt es Termine?

Zu den kommenden Beobachtungen am 7. März, 14. März, 21. März und am 28. März 2015 wollen wir ebenfalls versuchen den Kometen C / 2014 Q2 “Lovejoy” am Himmel zu finden. Noch ist er deutlich im Fernglas zu erkennen, wenn man seine genaue Position am Himmel kennt. Mit bloßem Auge ist er derzeit nur schwer zu erkennen und mit zunehmender Mondphase wird es immer schwieriger werden, den Kometen einfach so zu finden. Wir helfen den Gästen bei den Beobachtungen und geben gerne Tipps für die eigene Beobachtung.

Viel Spaß beim Beobachten und viel Glück bei der Kometenjagd.

© Sternwarte Riesa / Schwager

Hier finden Sie eine Aufsuchkarte zum Kometen C/2014 Q2 Lovejoy:

kartekomet

kartekomet

Weitere Informationen unter:

aktuell sichtbare Kometen

heute am Himmel

Ephemeride für den Kometen (englisch)

Schweifstern in der Januarnacht

Komet C/2014 Q2 (Lovejoy) im Januar über Deutschland

Schweifstern sichtbar

Quellen:
Aufsuchkarte:https://www.kometen.info/2014q2.htm

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